Anerkennungen 2018

Neubau Terra Nova Campus – Förderzentrum für Köperbehinderte

Heinrich-Schütz-Straße 61-65, 09130 Chemnitz

 

Architekt: hänel furkert architekten Partnerschaft + Dähne Architekten PartGmbB, Dresden

Bauherr: Stadt Chemnitz, Gebäudemanagement und Hochbau

Foto: Kim Oliver Gottschalk, Fotograf, Dresden

 

Sympathisch zurückhaltend mit einer langen, flachen und doch kraftvollen Front präsentiert sich die Förderschule am Übergang der Blockrandbebauung des Sonnenbergs zum dahinter durchscheinenden Zeisigwald. Ein Rücksprung, zeichnet in der Länge räumlich deutlich lesbar einen Vorplatz und verweist auf den Zugang zu Schule und Sporthalle. Ein nachfolgender zweigeschossiger Trakt fasst den Raum und vermittelt subtil zwischen den unterschiedlichen Höhen der Topographie.

Ein lichtdurchflutetes Foyer empfängt den Besucher, ist Treffpunkt, Aufenthaltsbereich und Wegekreuz zugleich. Fließend einladend sind die Übergänge in die angrenzenden Korridore und Mensa gestaltet. Hier im Foyer erschließt sich auch die auf den ersten Blick ungewöhnliche städtebauliche Figur mit lang gestreckten und unterschiedlich zueinander gedrehten Flügeln. Mit der gewählten pavillonartigen Struktur und den eingelegten gliedernden grünen Höfen gelingt es, die verschiedenen Bereiche von Schule, Heim- und Ganztagesbetreuung, Sporthalle und Therapie barrierefrei zu einem gemeinsamen Ensemble zu verbinden. Trotz der Größe des Gesamtprojektes entstehen spannende und aus der Fußgängerperspektive ansprechende wie wohlproportionierte Innen- und Außenräume.

Die konzept- und nutzerbedingten langen wie breiten Korridore werden durch eingeschobene Nischen und Zwischenplätze zu einladenden gemeinschaftlichen Kommunikationsflächen. Die gliedernden Höfe erzeigen adressbildend die verbindende Mitte für die jeweiligen Teilbereiche. Die Funktionsräume öffnen sich großzügig verglast zu den grünen Höfen. Reizvoll optisch wie funktionell fließend gelingt der Übergang von den Zimmern über gedeckte Vorbereiche in die angrenzenden Freiflächen mit individuell erschließbarer Garten- und Freiraumausstattung.

Die Förderschule Terra Nova ist so ein gutes Beispiel, wie nutzeroptimierte Funktion, zeitgemäße Pädagogik und menschenorientierte Raumbildung zu einem ansprechenden wie zukunftsorientierten Ensemble verbunden werden können.

Technische Universität Chemnitz, Neubau Laborgebäude MAIN- „Materials, Architecture and Integration of Nanomembranes“

Rosenbergstraße 6, 09126 Chemnitz

 

Architekt: Heinle, Wischer und Partner Freie Architekten, Dresden

Bauherr: Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement, NL Chemnitz

Foto: Brigida González, Fotografin, Stuttgart

 

Der Neubau des Forschungszentrums besticht durch die Kraft von Klarheit und Reduktion. Der einfache lange Baukörper und das streng komponierte Fassadenbild aus fein strukturierten weißen Metallblechen geben dem Straßenraum im heterogenen Umfeld des Universitätscampus Ruhe, Richtung und Großzügigkeit. Geschlossene und offene Flächen der Gebäudefronten sowie großmaßstäblich rückversetzte Einschnitte erlauben Rückschlüsse auf dahinterliegende Funktionen.

Hocheffizient sind die Büros nach Norden, die Labore nach Süden hin organisiert und über kurze Wege miteinander verbunden. Aus- und Durchblicke, mehrgeschossige Lufträume und eine eingestellte Spindeltreppe befördern kommunikative Prozesse. Glasflächen zu den Fluren hin bringen zusätzliches Tageslicht. Sowohl Innenräume als auch die Kunst am Bau sind nahezu komplett in Weiß gehalten. Eine Ausnahme bilden die Besprechungsboxen in der mittig gelegenen Funktionsspange – Oberflächen aus Eichenholz lassen sie wie eingeschobene Schatzkästen wirken.

Die Qualität von Fassade und Innenräumen überzeugt; der Forschungsgegenstand des Gebäudes findet seine Entsprechung in einer hohen Präzision der Ausführung.

Es ist ein Gebäude mit heller und angenehmer Atmosphäre entstanden, das ausgezeichnete Arbeitsbedingungen verspricht und im Zusammenspiel von Licht und Oberflächen ein Spektrum an Weißtönen erzeugt. Dieses dient den Menschen im Haus als Kulisse: Sie sind das Besondere, ihnen bleibt die Farbe vorbehalten.

Engere Wahl 2018

FUTURE LOGISTICS NOW

Jagdschänkenstraße 100, 09116 Chemnitz

 

Architekt: furoris X art GbR Sven Gränitz und Rico Sprenger, Chemnitz

Bauherr: Immofa Immobilienverwaltungsgesellschaft Sebastian Fankhänel, Chemnitz

Foto: Christian Reuther, Fotograf, Chemnitz

 

Das von Furoris x art Sven Gränitz und Rico Sprenger für die Immofa GmbH errichtete Gebäudeensemble liegt in einem Gewerbegebiet am Rande der Stadt und zeigt beispielhaft das Engagement und den Mut eines privaten Bauherrn, gemeinsam mit den Architekten eine identitätsstiftende Formensprache zu entwickeln.

Die bereits an Fassaden und im Gesamtensemble erlebbare Dynamik setzt sich im Inneren des Gebäudes in einem 3 geschossigen Atrium fort, das Showroom, Verteiler und Flur und Pausenraum in einem ist. Über große Verglasungen werden Ausblicke in die Landschaft und die Stadtrandlage als positiver Standortfaktor inszeniert. Das ökologische Konzept ist sinnfällig in die Architektur integriert.

Die Jury würdigt das Gebäude als vorbildliches Beispiel Chemnitzer Gewerbearchitektur mit der Kategorie "Engere Wahl".

Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis

Kaßbergstraße 17, 09112 Chemnitz

 

Architekt: Martin Bennis, Berlin

Bauherr: Lern-und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis e.V.

Foto: Berthold Weidner, Weidner Händle Atelier

 

Vor dem ehemaligen Gefängnis in der Kaßberg-Straße ist ein Stück der Umfassungsmauer zu einem Gedenkzeichen an die Repressionsopfer sowohl des NS-Regimes als auch der DDR-Zeit gestaltet worden. Eine Glaswand im unterbrochenen Mauerverlauf informiert zum inneren Hof hin über Schicksale von Gefangenen des NS-Terrors, während zur Außenseite vor allem die Rolle dieser Haftanlage im Häftlingsfreikauf der DDR thematisiert. Die grafische Gestaltung macht im Straßenraum auf diesen historisch bemerkenswerten Ort aufmerksam. Auf der stilleren Hofseite wird zusätzlich zur grafischen Information mittels Mauerinschrift, steinerner Bank und schmalem Plattenbelag unter Einbeziehung eines original erhaltenen Eckwachturms ein zwar fiktiver, aber doch atmosphärisch zur Besinnung einladender Raum geschaffen. Dessen Memorialcharakter hebt sich vor der Kulisse der ehemaligen Haftgebäude eigenständig ab und wird so auch durch deren absehbare bauliche Veränderung keine Beeinträchtigung erfahren, wenn anstelle des Mauerverlaufes – wie geplant – straßenbegleitend Wohngebäude entstehen.

Diesen mutigen Ansatz, einen Gedenkort trotz ungewissen Umgebungsbedingungen zu definieren und mit sehr einfachen Mitteln umzusetzen, würdigt die Jury mit der Kategorie „Engere Wahl“.

Chemnitzer Industriearchitektur neu interpretiert

Beckerstraße 13, 09120 Chemnitz

 

Architekt: Architekturbüro Liane Remmler, Chemnitz

Bauherr: Volksbank Chemnitz eG, Chemnitz / Uwe Thuß, Chemnitz

Foto: Angelika Wolf, Foto Oestreich Lengefeld, Lengefeld & Büroland Chemnitz, Chemnitz

 

Das Objekt ist grundsätzlich ein gutes Beispiel für die gelungene Transformation eines Industriebaus der Gründerzeit in ein Gebäude, das offensichtlich in der Lage ist, heutigen Nutzungsansprüchen zu genügen. Begrüßt wird der multifunktionale Nutzungsmix.

Die Balance zwischen dem Erhalt wichtiger historischer und der Einfügung notwendiger neuer Elemente ist im Wesentlichen gut gelöst. Die klare Gliederung der "Wasserfront" ist erfreulicherweise erhalten gebliebenen. Das Dachgeschoss mit den vier großen Loftwohnungen fügt sich wie selbstverständlich ein, ohne sich durch historisierende Elemente oder Ähnliches an die alte Bausubstanz anzubiedern. Auch der Anbau für den zweiten Personenaufzug stellt eine im positiven Sinne unprätentiöse Hinzufügung dar.

 

Die Jury würdigt das Gebäude mit der Kategorie "Engere Wahl".